Dienstag, Dezember 05, 2006

Multikulturelles Nikolausfest in den Niederlanden

Aus einem Artikel von NRC Handelsblad



Die Grundschule De Notenkraker in Rotterdam ist eine der Schulen mit dem höchsten Ausländeranteil der Niederlande. Nun hat der Elternbeirat der Schule, im Zuge der saisonalen Feierlichkeiten, die Eltern der ausländischen Kinder, die zum größten Teil aus der Türkei, Marokko und den Niederländischen Antillen stammen, mit dem Nikolausfest vertraut gemacht.



NRC: Ihre Kinder glauben und singen jetzt genau so enthusiastisch wie die niederländischen.



Ist das eine wünschenswerte Entwicklung? Zum einen bin ich ebenso gegen einen anerzogenen `Nikolausglauben' wie gegen einen anerzogenen Christen-, Islam-, Hindu- oder sonstigen Glauben. Zum anderen ist es wichtig diese Kinder zu integrieren und dazu gehört auch sie über europäische Traditionen wie das Nikolaus- und Weihnachtsfest zu informieren. Welcher Satz mir sauer aufstößt ist der oben zitierte aus der Unterüberschrift des Artikels, Ihre Kinder glauben [...] genau so enthusiastisch. Was ist für Erwachsene wünschenswert daran, dass ihre Kinder enthusiastisch glauben? Diese Frage ist ein weites Feld, ich möchte sie hier nicht diskutieren, sondern auf einen Brief von Richard Dawkins an seine Tochter verweisen, der eben das Thema religiöser Erziehung sehr gut beleuchtet: http://www.fortunecity.com/emachines/e11/86/dawkins2.html



Mir geht es in diesem Artikel vielmehr darum zu erörtern ob die Integration von Ausländern in unsere europäische Gesellschaft automatisch auch eine Indoktrinierung in den christlichen Glauben beinhalten muss. Es wäre wünschenswert, wenn die betreffende Zielgruppe (und vor allem Kinder) möglichst neutral über den Platz, den die christlichen Feste in unserer Kultur einnehmen, aufgeklärt werden könnten. Man sollte auch über die heidnischen Ursprünge des Nikolaus- und des Weihnachtsfest berichten. Man sollte, in diesem speziellen Fall, die Kinder dazu ermutigen, das Nikolausfest als das zu feiern, was es ist: Ein Stück europäischer Tradition, nicht als ein Fest eines katholischen Heiligen und schon gar nicht als Tag, an dem die `Sünden', die man das Jahr über begangen hat aufgerechnet werden.



Der Artikel fährt allerdings folgendermaßen fort:

Für den Enthusiasmus, muss auch Khadiha Jaihi gedankt werden, Elternbeirat der Notenkraker Schule. Ihre Aufgabe ist es, Eltern, vor allem Marokkanische und Türkische Mütter, mit dem Nikolaus vertraut zu machen. Dafür hat sie ein spezielles Programm. ``Anfangs zögerten sie'', sagt Khadiha Jaihi. ``Sie hatten Angst, dass es ein sehr religiöses Fest sei. Dann erklärte ich ihnen, dass es ein echtes Kinderfest ist, für das gesellige Beisammensein. Dann finden sie es immer wieder nett.'' In den letzten Wochen waren die Mütter stundenlang damit beschäftigt, Geschenke zu verpacken.



Die Kinder von Saïda Arab-Hssyen (jetzt acht, zwölf und fünfzehn) stellen bereits seit sie drei sind ihre Schuhe zu Nikolaus vor die Tür. Saïda, die als sie achtzehn war aus Marokko in die Niederlande kam, fand es von Anfang an ein schönes Fest. ``Es ist spannend wegen den Geschenken in den Schuhen'', sagt sie. ``Und natürlich auch wegen der Nikolausfigur.''



Ein marokkanischer Vater, fand es nicht gut, dass sein Sohn eine selbstgemachte Bischofsmütze mit Kreuz trug, das hält Saïda jedoch für Unsinn. ``Es ist ein Symbol, für mich bedeutet es weiter nichts.''


Die Gefahr der Indoktrinierung in den christlichen Glauben scheint, wenigstens anhand dieser Beispiele, gering zu sein, sei es nun für Einwanderer aus islamischen Staaten, wie Marokko oder der Türkei, wie für Einwanderer aus vornehmlich atheistischen Ländern, wie der Tschechischen Republik oder Estland.



Es sieht vielmehr danach aus, dass diese Form der Integration positiv zu sein scheint, die den Kindern von Einwanderern aus fremden Kulturen es ermöglicht zusammen ein (weitgehend säkulares) Nikolausfest zu feiern und zugleich den christlichen Kontext aus dem Fest nimmt.

Siehe auch HumanLight als Alternative zum christlichen Weihnachtsfest.




nrc.nl - Binnenland - Sint komt op school, maar niet thuis

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