Samstag, August 19, 2006

Sunrise in Yorkshire


Sunrise in YorkshireImagine there's no heaven, it's easy if you try, no hell below us, above us only sky [...]
-- John Lennon, Imagine

Das Opium des Volkes


Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen, das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
(Aus Marx/Engels-Werke, Bd. 1, 378ff - einen längeren Ausschnitt finden Sie hier)

Was Marx hier sagt ist durchaus richtig. Die meisten Gläubigen wissen von der ein oder anderen Episode zu berichten, in der ihnen ihr Glaube immens geholfen hat. Das reicht von alltäglichen Dingen wie einer wichtigen Prüfung, dem Verlust eines Angehörigen oder einer Krankheit zu Extremsituationen wie sie drei mexikanische Fischer erlebt haben, die vor kurzem von einem taiwanesischen Dampfer gerettet wurden, nachdem sie neun Monate in einem kleinen Boot auf freier See verbracht hatten.
Dass diese Männer überlebt haben grenzt an ein Wunder. Sie waren über Monate hinweg ungeschützt der Sonne ausgeliefert, ernährten sich größtenteils von rohem Fisch und tranken Regenwasser. Die Fischer waren bei ihrer Rettung abgemagert und dehydriert. Einer der Fischer, Jesus Vidana, berichtete, dass ihr Glauben ihnen geholfen hätte, diese Tortur zu überstehen. Sie lasen gemeinsam aus der Bibel und beteten und so meinen sie, Gott hätte ihnen beigestanden.

Natürlich ist das ein Beweis, dass Gott existiert und den Menschen aktiv hilft und beisteht, so argumentieren viele Gläubige. Natürlich ist das Einbildung, jährlich kommen hunderte Fischer ums Leben, verunglücken auf See oder werden, in manchen Fällen, wie die drei Mexikaner, auf einem kleinen Boot auf das offene Meer befördert, wo sie verhungern oder verdursten. Diese Männer werden sicher, wenigstens zum Teil, ebenso gläubig gewesen sein und ebenso eifrig gebetet haben wie die drei Mexikaner, mit dem Unterschied, dass ihre Gebete offensichtlich nicht erhöhrt wurden. So argumentieren Atheisten.
Die mexikanischen Fischer hatten Glück, nichts weiter, aber trotzdem kann man einwerfen: Ob nun ihr Glaube wahr oder Einbildung ist, er hat ihnen sicher geholfen. Er hat sie davor bewahrt zu verzweifeln, die Nerven zu verlieren und sich umzubringen oder einen ihrer Gefährten, wie es in solchen Situationen passieren kann. Unter diesem Aspekt ist es doch sicher zu befürworten, wenn ein Mensch einen solch starken Glauben hat und, treu nach Pascals Wette, an diesem Glauben festhält, ob er nun begründet ist oder nicht.
Dagegen sprechen eine Vielzahl von Gründen:

  • Wir können von einem logischen, rationalen Standpunkt davon ausgehen, dass Gott nicht existiert. Wir können es nicht beweisen, aber wir können mit Sicherheit sagen, dass die Existenz eines Gottes, wenigstens eines Gottes wie er von den Religionen der abrahamischen Tradition gepredigt wird, so unwahrscheinlich ist, wie ein in Rot gekleideter alter Herr, der zu Weihnachten den Kindern Geschenke bringt. Die Beweislast liegt beim Theisten, nicht beim Atheisten. Ebenso wie von der Person, die ernsthaft behauptet es gebe den Weihnachtsmann, ein Beweis dafür verlangt wird, bevor wir auch nur in Erwägung ziehen so etwas ernst zu nehmen. Und natürlich wissen wir in beiden Fällen, dass wir lange auf solch einen Beweis werden warten können.
    Warum also sollten wir etwas glauben, von dem wir wissen, dass es falsch ist, nur damit wir einige Vorteile daraus ziehen können? Vorteile wie Durchhaltevermögen, Hoffnung, ein besseres Gefühl wenn wir an das Sterben denken? Natürlich kann der Glaube Trost spenden, was allerdings nichts an der Tatsache ändert, dass er falsch ist. Man kann ebenso Erfüllung in säkularen Gebieten finden, ohne auf diese Form der Realitätsflucht zurückgreifen zu müssen.
    Marx zielte mit seinem Zitat vor allem auf die wirtschaftlichen und sozialen Misstände ab, durch die sich der Mensch dazu gezwungen fühlt, sich in eine religiöse Scheinwelt zu retten. Dies trifft aber nicht nur auf die von Marx angeprangerten Misstände zu, sondern auf die Gesellschaft im Großen, der Mensch flüchtet in diese Scheinwelt, in der er unangreifbar ist, in denen seine Moralvorstellungen stimmen und von wo aus er andere angehörige der Gesellschaft, zusammen mit einer großen Lobby aus Gleichgesinnten, angreifen kann, was ihm ein Überlegenheitsgefühl vermittelt und er sich gleichzeitig in dem Wissen wähnt, gut und im Recht zu sein.

  • Die meisten Religionen predigen Intoleranz, gegen Andersgläubige und gesellschaftliche Randgruppen. Gleichzeitig versprechen sie dem Gläubigen, eine Aussicht auf ewiges Leben, das den erwähnten Randgruppen nicht zuteil werden wird. Der in den meisten heiligen Schriften vorgestellte Moralkodex und die dort festgelegten Gesetze gelten als absolut, so dass eine feste Grundlage zur Kultivierung gesellschaftlicher Diskriminierung gegeben ist, sowie eine Einschränkung der in den modernen Demokratien gesetzlich zugesicherten Meings- und Redefreiheit, die nicht vom Staat ausgeht, sondern von der breiten Masse der gläubigen Gesellschaft, wogegen sich ein anders-, ein freidenkendes Individuum wesentlich schlechter wehren kann.
    Das ist die Grundvoraussetzung für religiösen Fanatismus, wie er sich in Ländern wie Afghanistan, dem Iran, Saudi-Arabien oder auch immer mehr in den USA zeigt.

  • Religion kann auch zur `gezielten Ruhigstellung' des Volkes gebraucht werden, wie Lenin das Marx Zitat verstanden wissen wollte. Religion nicht als das Opium des Volkes, sondern als Opium für das Volk. Dies zeigt sich im Christentum sowie im Islam in der Unterdrückung der Frau, die dem Manne zu dienen hat und dafür auf ewiges Leben im Paradies hoffen darf. Begründet ist diese Ungleichstellung im Schöpfungsbericht des Alten Testaments, wo Eva von der Schlange verführt wurde, die verbotene Frucht zu essen und sie wiederum Adam zur selben Tat verleitete. Die Frau trägt also die Schuld der Erbsünde, ein Konzept, das die chauvinistische Gesellschaft nachfolgender Generationen natürlich mit Freuden aufgegriffen hat.
    Vor allem in islamischen Staaten sticht die gezielte Verabreichung des Opiats Religion ins Auge. Das Volk wird indoktriniert und fanatisiert von einem regierenden Klerus, gut beobachtbar in Saudi Arabien oder dem Iran. Aber auch scheinbar säkulare Systeme bedienen sich eines ähnlichen Mechanismus, wie z.B. Nordkorea, wo eine religionsähnlicher Personenkult, genannt Juche um den Führer Kim entstanden ist. Andere Beispiele sind ebenfalls gut bekannt: Hitler, Stalin, Milosevic, Mao.


Dies alles sind gute Gründe, nicht zu glauben, oder der Religion wenigstens kritisch gegenüber zu stehen.

Als weiterführenden Artikel empfehle ich:

Freitag, August 18, 2006

Artikel zum Einstieg


Richard Dawkins - Good and bad reasons for believing


Zum Artikel

Dies ist ein Brief von Richard Dawkins an seine Tochter Juliet, zu ihrem zehnten Geburtstag. In diesem Brief weißt Dawkins, in einfacher Sprache aber mit überzeugenden Argumenten, darauf hin, dass es oft besser ist, die Meinungen anderer, manchmal sogar die Meinung der Mehrheit, kritisch zu beleuchten und zu hinterfragen.
Dieser Artikel ist ein sehr guter Einstieg in eine skeptische, rationale Denkweise und durchaus auch für Erwachsene lesenswert.
(Artikel auf Englisch)

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